6. Die Manöver und Truppenübungen
Die zweiseitige taktische und operativ- taktische Truppenübung war die höchste Form der Gefechtsausbildung unter annähernd gefechtsnahen Bedingungen 2. Sie wurden in der Regel in den Monaten März/ April bzw. September/ Oktober durchgeführt. Sie dienten der unmittelbaren Vorbereitung der Einheiten, Truppenteile und Verbände auf das Gefecht. Dabei erfolgte die zeitweilige Unterstellung von Truppenteilen und Einheiten der Waffengattungen, Spezialtruppen und Dienste unter die Befehlsgewalt des Kommandeurs PR-4.
Die Verstärkungsmittel, so wurden die zugeteilten Kräfte und Mittel auch bezeichnet, waren in der Regel
- bis zu einem Truppenteil oder Einheiten der Artillerie;
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- Einheiten der Mot-Schützen, in Regel ein Bataillon (MSB);
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- Einheiten der Pioniertruppen;
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- Einheiten der Panzerjägerartillerie;
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- Einheiten der Luftstreitkräfte.
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Je nach Gefechtsart können dies jedoch auch Einheiten des:
und andere Einheiten der Spezialtruppen und Dienste sein.
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2 vgl. Militärlexikon, Militärverlag der DDR, Berlin 1973, S 218
Bei der Truppenübung „Turban 89“, der letzten Übung des PR-4, erhielt das PR-4 folgende Verstärkungsmittel:
- das Artillerieregiment-4;
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- Teile des Pionierbataillons-4;
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- das II. Mot.-Schützenbataillon des Mot.-Schützenregimentes-23 ( II. MSB/MSR-23);
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- eine Staffel Kampfhubschrauber.
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Die strukturmäßigen Einheiten des PR-4 und das II. MB/ MSR-23 hatten über 800 Scheiben auf dem Gefechtsfeld mit scharfem Schuss zu bekämpfen. Darüber hinaus hatte der Kommandeur und sein Stab die Verstärkungsmittel zu führen. Dabei war das oberste Gebot – kein Armeeangehöriger durfte verletzt werden. Dies bedeutete die strikte Einhaltung und Durchsetzung aller Sicherheitsvorschriften. Eine Truppenübung stellte somit eine große körperliche und geistige Belastung für alle teilnehmenden Armeeangehörigen, insbesondere aber für den Kommandeur und seinen Stab dar. Die Aufgabe war nur durch einen gut ausgebildeten und zusammenwirkenden Stab zu erfüllen.
Bei der zweiseitigen Truppenübung „Druschba 86“, an der das PR-4 teilnahm, war die Zielstellung vollkommen anders gestaltet. Dieses Manöver wurde erstmalig vom Chef der LaSk Generaloberst Horst Stechbarth, geleitet. Während dieser Übung war das Zusammenwirken der Verbände u
nd Truppenteile der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) mit Verbänden und Truppenteile der NVA bei der Abwehr eines starken Gegners ( zwei MSD ) und der Übergang zum Angriff zu trainieren. Dies geschah erstmalig unter den Augen der Beobachter der KSZE-Staaten3. Von der Bundeswehr nahmen die Oberstleutnante im Generalstab Spiller und Seidel teil. Das Gefecht wurde durch Imitationsmittel so realistisch wie möglich dargestellt. Das PR-4 erfüllte mit seinen strukturmäßigen Panzern T-55 die Aufgaben mit sehr guten Ergebnissen. Die Truppenteile der GSSD waren mit den Panzern T-72 ausgerüstet. Das PR-4 nahm im vollem Bestand teil. Das I. PB, Kommandeur Major Paul, hatte die Aufgabe zu erfüllen, die Verladung zum Eisenbahntransport den Beobachtern der KSZE-Staaten zu demonstrieren. Diese Aufgabe wurde mit Bravour erfüllt.
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3 Die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) war eine Folge von blockübergreifenden Konferenzen der europäischen Staaten zur Zeit des Ost-West- Konfliktes. Die erste Konferenz fand vor allem auf Initiative des Warschauer Paktes ab dem 3. Juli 1973 in Helsinki statt. Teilnehmer waren 35 Staaten: die USA, Kanada, die Sowjetunion und alle europäischen Staaten mit Ausnahme von Albanien. (vgl. Wikipedia.de, KSZE)
7. Kommandostabsübungen
Die Kommandostabsübung (KSÜ) ist eine Form der operativen und taktischen Ausbildung der Führungsorgane (FO), in der sich Offiziere Kenntnisse und Fertigkeiten in der Planung, Organisation und Führung von Operationen oder Gefechten aneignen und diese vervollkommnen und in der die Geschlossenheit der FO durch das Trainieren von Führungstätigkeiten unter angenäherten Gefechtsbedingungen gefestigt wird. Die KSÜ wurde im Gelände bei voller Entfaltung der Führungsstellen mit der strukturmäßigen Technik ununterbrochen über mehrere Tage im taktischen Rahmen ein- oder zweiseitig durchgeführt4. Sie konnten mit Darstellungstruppen oder ohne erfolgen. In der Regel wurden die KSÜ unter Teilnahme des Stabes des PR-4 und der Bataillonsstäbe durchgeführt. Eine zeitliche Regel zur Durchführung dieser Übungen gab es nicht.