Kaserne
Geschichte der Kaserne |
1. VorwortDie Geschichte der Kaserne wurde vom Oberfeldarzt Dr.med. Klaus-Volker Miethlau in der Arbeitsstudie „Das Lazarett in Gotha 1934 – 1990“ ausführlich behandelt. Die nachfolgenden Ausführungen beruhen zum größten Teil auf dieser Studie. Der Oberfeldarzt Dr.med. Klaus-Volker Miethlau hat der Redaktion dieser Internetseite die Erlaubnis erteilt, Passagen der Studie wörtlich zu übernehmen. Auf Anmerkungen/ Fußnoten wird in den folgenden Ausführungen deshalb zum großen Teil verzichtet. Die Redaktion der Internetseite möchte sich an dieser Stelle bei Oberfeldarzt Dr. med. Klaus-Volker Miethlau recht herzlich für die Unterstützung bedanken. |
2. Die Entwicklung der Luftwaffe in DeutschlandNach dem 1. Weltkrieg legten die Alliierten im Versailler Vertrag strikte Regeln für Deutschland fest, die verhindern sollten, dass Deutschland eine Aggressionsarmee aufbauen und unterhalten konnte. So war festgelegt, dass Deutschland nur über 100.000 Mann Landheer und 15.000 Mann Seestreitkräfte verfügen durfte! Luftstreitkräfte waren weder zu Land noch zu Wasser gestattet. Trotz dieser Festlegungen baute die deutsche Reichsregierung im Geheimen, aber schon kontinuierlich, die Luftstreitkräfte auf. Als Beispiel dazu, möchte ich folgende Fakten aufführen: |
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Damit endete faktisch die geheime Aufrüstung der deutschen Luftwaffe am 01.03.1935.2 1vgl. Wörterbuch der Geschichte, Berlin 1983 S. 896-898 |
3. Der Aufbau der Kaserne in der Ohrdrufer StraßeAb 1933 entstand der Plan im Reichsluftfahrt- Ministerium ,in Gotha die 1. Abteilung des Flakregimentes 3 zu stationieren. Zusätzlich wurde das erste Lazarett der Luftwaffe am gleichen Standort geplant und projektiert. 1934 begannen dazu die Verhandlungen mit der Stadt Gotha über den Bau der Kasernenanlagen. Da die Luftwaffe im Geheimen aufgebaut wurde, führte man die Verhandlungen unter der Prämisse, dass die Fahrabteilung 5 aus Ludwigsburg nach Gotha verlegt werden sollte. Eine Fahrabteilung verfügte damals über einen großen Pferde- und Wagenbestand. Dadurch ergab sich der Vorwand der Planung von Pferdeställen und Remisen, die tatsächlich jedoch als Kfz- und Geschützhallen genutzt werden sollten. Am 19.07.1934 wurde der Vertrag zwischen der Stadt Gotha, vertreten durch den Oberbürgermeister Dr. Schmidt und den Fiskus, zur Landübergabe geschlossen. Der Fiskus war die Heeresstandortverwaltung Eisenach, vertreten durch den Verwaltungsinspektor Adomeit. Im Juli 1934 wurde das Bauland durch den Fiskus übernommen. Mit der Bauplanung wurde das Architekturbüro Mohr und Weidner, Berlin- Charlottenburg 4, Bismarckstraße 79, beauftragt. Das Objekt Gotha wurde 1934/35 gebaut. Quelle: Militärbauten in Thüringen, Arbeitsheft des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege 1/1998, S.205 Der verantwortliche Bauleiter war Arno Lorenz († 15.11.1998) aus Gotha. Er hatte im April 1934 bei der Baufirma Richard Böhm in Gotha als Bauleiter angefangen. Sein erstes Bauobjekt war der Aufbau des Stabsgebäudes der Flak- Abteilung und des Lazaretthauptgebäudes. Die gesamte Kaserne einschließlich der Bauten des Armeelazarett wurden innerhalb eines Jahres errichtet. Nach Aussagen von Bauarbeitern wurde unter dem Motto gebaut: „Schaffet, schaffet – wir sind des Zieles nah“. |
Erläuterung:
Am Bau waren folgende Firmen beteiligt:
- für die Maurerarbeiten die Firma Richard Böhm (Blumenbachstraße);
- für die Eisenbetonarbeiten die Firma Eisert (Parkstraße).
Plan des Luftwaffen-Lazaretts Gotha 1936 |
Quelle: Militärbauten in Thüringen, Arbeitsheft des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege1/1989, S.212 |
Die Baufirma Richard Böhm gab einen großen Teil der Maurerarbeiten an kleinere Firmen weiter:
- Firma Walter und Sohn, später Firma Kunze, (Uelleber Straße);
- Firma Landmann, (Hohe Straße);
- Firma Schreiber.
Angehörige des Militär- oder des Reichsarbeitsdienstes waren am Bau nicht beteiligt. Die Gesamtleitung des Aufbaues der Kasernenanlage hatte das Heeresbauamt mit dem Hauptsitz in Kassel. Die Malerarbeiten führte die Firma Henneberg (Blumenbachstraße) aus. Die Begrünung des Objektes wurde durch die Firma „Pomona“ aus der Uelleber Straße durchgeführt.
Akte des Hochbauamtes der Stadt Gotha 1934 |
Quelle:Oberfeldarzt Dr. Klaus-Volker Miethlau, 2008 |
Die gesamten Bauarbeiten wurden nur in einem Jahr realisiert. Die Übergabe der Kasernenanlage an das Flakregiment 3 erfolgte 1935.
Postkarte 1936 |
Quelle: Oberfeldarzt Dr. Klaus-Volker Miethlau, 2008 |
Das Lazarett nahm am 01.12.1935 seine Arbeit auf. Es wurde mit Befehl vom 08.07.1936 zum Luftwaffenlazarett Gotha aufgewertet.
Postkarte 1936 |
Quelle: Oberfeldarzt Dr. Klaus-Volker Miethlau, 2008 |
Zu diesem Zeitpunkt gab es in Gotha folgende Luftwaffeneinheiten:
- Fliegergruppe Gotha, 1935 aufgestellt und 1936 umbenannt in Kampfgeschwader 253 mit 4. Gruppe „General Wever“;
- 1. Abteilung mot/ Flak-Regiment 3 aufgestellt am 11.11.1935
Ärmelstreifen der Uniform des Geschwaders |
Quelle: Oberfeldarzt Dr. Klaus-Volker Miethlau, 2008 |
Der erste Kommandant war Oberstleutnant (OSL) Richter. Die 1. Abteilung Flak-Regiment 3 erhielt am 20.03.1937 die Truppenfahne.
OSL Richter |
Quelle: Oberfeldarzt Dr. Klaus-Volker Miethlau , 2008 |
4. Der zweite Weltkrieg
Während des 2.Weltkrieges blieben die Gebäude der Flak-Abteilung unbeschädigt. Am 27.09.1944 stürzte ein deutsches Kampfflugzeug auf das Hauptgebäude des Lazarettes. Dadurch wurden die Operationssäle und die Bäderabteilung zerstört.
Ostfassade des Luftwaffenlazaretts Gotha 1941 |
Quelle:Oberfeldarzt Dr. Klaus-Volker Miethlau, 2008 |
Am 03.04.1945 gegen 10.10 Uhr meldete ein 5 minütiger Sirenenalarm den Einwohnern Gothas den „Feindkontakt“ mit der 3. Armee der amerikanischen Streitkräfte. Der Kampfkommandant der Stadt, Oberstleutnant Ritter von Gadolla, ließ zum Zeichen der kampflosen Übergabe die Stadt weiß beflaggen. Dadurch wurde vielen Menschen das Leben gerettet und Zerstörungen der Stadt Gotha abgewendet. Ein SS-Kommando nahm jedoch den Oberstleutnant Ritter von Gadolla fest und erschoss ihn am 05.04.1945 nach einem Schnellgerichtsurteil in Weimar.
Quelle: Zeitschrift „Truppendienst“, Ausgabe 2, 2001 |
Nach der Übergabe der Stadt an Teile der 3.Armee der amerikanischen Streitkräfte arbeitete das Lazarett zunächst als Deutsches Militärhospital Nr.81 weiter. Am 02. und 03.07.1945 erfolgte der Abzug der amerikanischen Streitkräfte und der Einzug der Roten Armee.
Die Kaserne wurde zunächst als Truppenunterkunft genutzt. Später stand sie leer und diente als Baustoffgewinnung für die Bevölkerung. Das Lazarett wurde am 08.08.1945 auf Befehl der Militäradministration geräumt und nach Friedrichroda verlegt. Gebäude, die nicht durch die sowjetische Militäradministration genutzt wurden, sollten abgerissen werden. Am 04.02.1948 wurde der Abriss von 5 Militäreinrichtungen durch das Thüringer Wirtschaftsministerium beschlossen. Warum dies nicht umgesetzt wurde, ist unbekannt.