13. Die ARMEESPORTGEMEINSCHAFT „VORWÄRTS“ im Panzerregiment-4

Dieser Beitrag wurde von Oberst a. D. Helmut Friedrich erarbeitet
Gleichzeitig mit Beginn meines 4-monatigen Praktikums als Offiziersschüler in der Aufklärungskompanie meldete ich mich im Sommer 1968 in der Sektion Fußball der Armeesportgemeinschaft an und war danach aktives Mitglied bis zu meiner Delegierung an die Militärakademie im Sommer 1975. Die Sektion hatte 1 Männermannschaft, die in der 1. Kreisklasse des Kreises Gotha am regelmäßigen Spielbetrieb teilnahm. Außer 2 bis 3 Berufssoldaten  spielten Unteroffiziere und vorrangig Wehrpflichtige. Zu dieser Zeit gab es noch heimatnahe Einberufung, sodass einige gegen ihren Heimatverein spielten mussten.

Unsere Heimspiele trugen wir auf dem Seebergsportplatz aus. Zu den Auswärtsspielen waren wir mit dem LKW G5 nach Tambach-Dietharz, Mühlberg, Wandersleben, Seebergen, Schwarzhausen etc. unterwegs. In der Tabelle belegten wir einen Mittelplatz, denn mit kontinuierlichem Training klappte es nicht so richtig und die Spielerdecke war auf Grund der vielen dienstlichen Maßnahmen (Ausbildung, Wache, Übungen), aber auch Urlaub recht dünn.

Ab 1970/1971 gab es dann einige Veränderungen. Mit der Betriebssportgemeinschaft Chemie Gotha, die der Hausherr auf dem Seebergsportplatz war und als Trägerbetrieb das Gummikombinat  Waltershausen / Gotha an ihrer Seite hatte, wurde die Sektion Vorwärts Chemie Gotha (nur im Bereich Fußball) gegründet. Wir hatten eine 1. Mannschaft (1. Kreisklasse), die vorrangig aus Spielern des PR-4 und IB-4 bestand und eine 2. Mannschaft (2. Kreisklasse) mit der Mehrzahl ehemaliger Chemiespieler. Als Trainer bekamen wir den Sportfreund Mikulas zur Seite, der zu seiner aktiven Zeit ein sehr guter Torwart bei Motor Gotha war. Trainiert wurde in der Regel Dienstags und Donnerstags. Nun hatten wir auch „unser“ Sportlerheim auf dem Seebergsportplatz und zu Auswärtsspielen fuhren wir mit einem IKARUS-Bus.

Die Punktspielserie der Saison 1971 /72 wurde durch Vertreter beider Sportgemeinschaften feierlich eröffnet:
Im Vordergrund OSL Paul Schaller, rechts Ltn. Helmut Friedrich, dahinter die Vertreter von Chemie bei der Gastmannschaft.

Oberstleutnant Schaller war in seiner Funktion als StKA des PR-4 auch als ASG-Vorsitzender tätig. Außer der Gründung der Spielgemeinschaft Vorwärts Chemie hatten wir noch einmal Glück. Anfang der 70iger Jahre bekamen wir unsere Einberufungen nicht mehr aus Thüringen, sondern aus dem heutigen Sachsen. Wir hatten auf einmal hochkarätige Spieler von Sachsenring Zwickau in unseren Reihen: Dieter Leuschner – Oberliga, Dieter Schubert und Thomas Meinert – 2. Liga, Klaus Schürer Junioren (Foto).

hintere Reihe von links: Trainer Mikulas, Dieter Schubert, Dieter Leuschner
vordere Reihe: 2. von links Thomas Meinhardt, rechts Klaus Schürer
 
April 1972: Kreismeister und Aufstieg in die Bezirksklasse

 VORWÄRTS CHEMIE GOTHA
Mit Leichtigkeit erreichten wir mit großem Abstand in der Tabelle den Kreismeistertitel, stiegen auf in die Bezirksklasse und hatten dort ein schönes Spieljahr 1972 /1973. Nach der Entlassung von Dieter Leuschner bekamen wir im Sommer ein Trainingsspiel gegen die fast komplette Oberligamannschaft von Sachsenring Zwickau. Es fehlte leider der amtierende Stammtorwart der DDR-Nationalmanschaft, Jürgen Croy. Mit an Bord war aber die Fußball-Legende Alois Glaubitz. Nach gutem Spiel verloren wir 3:0. Es war ein tolles Erlebnis.
Anstoß zum Freundschaftsspiel – Sommer 1972
 
leicht war es nicht
 Nach dem Spiel: v.l. Trainer Kluge, Dieter Leuschner, Platzwart Borst
Nach dem Spiel waren wir mit den Spielern von Zwickau noch einige Zeit zusammen, aßen zu Abend, tranken Bier, diskutierten und bekamen Souvenirs (bedruckte Biergläser, Wimpel etc.). Trainer Kluge bestätigte uns, dass Dieter Leuschner nicht außer Form war, als er nach der Ableistung seiner Wehrpflicht wieder in die Mannschaft zurück kam. Ein weiteres Freundschaftsspiel machten wir nach dem Aufstieg im Sommer zur Vorbereitung auf unsere Bezirksklassesaison gegen meinen ehemaligen Heimatverein TSG ApoldaBezirksliga und verloren 3:1.
 
Leider ging es mit den o.g. Einberufungen nur 1 oder 2 mal gut, denn das eigentliche Leistungszentrum Fußball der 4. MSD war Mühlhausen (MSR-22). Die Verantwortlichen hatten nach unserem Aufstieg mitbekommen, was passiert war. Sie überprüften nun verstärkt über die Wehrkreiskommandos  die Wehrpflichtigen auf „Fußballtauglichkeit“. Als noch heimatnah eingezogen wurde, hatte Mühlhausen kein Problem, denn alle interessanten Spieler, die zur Wehrpflicht eingezogen wurden, waren ihnen aus dem tagtäglichen  Spielgeschäft auf Bezirksebene bekannt.  
23. Mai 1973 auf dem Seebergsportplatz vor dem letzten Spiel in der Bezirksklasse
Mir hat die Arbeit in der Sektion Fußball (egal ob es Kreis- oder Bezirksklasse war) stets gefallen, auch wenn es nicht immer leicht war, die Spieler kontinuierlich zum Training und natürlich die besten zum Spiel zu bekommen. Je kleiner mein Dienstgrad und unsere Erfolge waren, je geringer war die Chance, unsere Spieler frei zu bekommen. Ich ging oftmals regelrecht betteln !!! Da das PR-4 personell nicht gerade stark besetzt war, fiel es den Kommandeuren eigentlich immer  schwer, ihre Fußballer freizustellen, denn in ihrer Abwesenheit mussten andere teilweise ihre Aufgaben übernehmen. Trotzdem erinnere mich sehr gern an diese Zeit zurück. Es war mein Ausgleichssport, von dem ich noch einige Zeit zehren konnte.

Vielen Dank den Sportfreunden Schaller, Kaesler, Haja und Mühle, um nur einige zu nennen, ohne deren ehrenamtliche Arbeit dies alles nicht möglich gewesen wäre. Einen Dank gilt auch den Sportfreunden der ehemaligen BSG Chemie Gotha, die unter dem neuen Vereinsnamen SV Chemie Gotha 2010 ihr 60-jähriges Bestehen gefeiert haben.

Neubrandenburg, im Mai 2011

Nachwort durch die Redaktion:
Die Armeesportvereinigung Vorwärts, kurz ASV Vorwärts, war in der DDR die Sportvereinigung der Nationalen Volksarmee (NVA) bzw. vor deren Gründung die der Kasernierten Volkspolizei. Bekannt war der einheitliche ASV-Trainingsanzug, ein brauner Trainingsanzug aus Dederon oder Baumwolle mit gelb-roten Seitenstreifen und dem ovalen ASV-Emblem auf der Brust, der als Sportbekleidung von allen NVA-Angehörigen, vom Soldaten bis zum General, getragen wurde. Häufig wurde er, besonders von ehemaligen Zeit- und Berufssoldaten, auch nach der aktiven Dienstzeit als Freizeitkleidung verwendet.
Am 1. Oktober 1956 die erfolgte die Gründung die Armeesportvereinigung Vorwärts.Die ASV wurde Mitglied im Deutschen Turn- und Sportbund der DDR (DTSB) und gehörte auch zu den Gründungsmitgliedern des am 12. März 1958 in Moskau von zwölf Armeen ins Leben gerufenen Sportkomitees der befreundeten Armeen (SKDA). In den einzelnen Standorten der NVA wurden lokale Armeesportgemeinschaften (ASG) bzw. Armeesportklubs (ASK) gebildet. Zum zentralen Schwerpunktklub wurde der ASK Vorwärts Berlin entwickelt. Ihm folgten weitere Leistungszentren mit dem ASK Vorwärts Frankfurt (Oder) für die Sportarten Boxen, Gewichtheben, Handball, Judo, Radsport, Ringen, Sportschießen und Turnen (weiblich), dem ASK Vorwärts Oberhof für Wintersport sowie dem ASK Vorwärts Potsdam für Fechten, Kanurennsport, Leichtathletik, Schwimmen, Turnen (männlich) und der ASK Vorwärts Rostock für Rudern und Segeln.
Durch die intensive Förderung der Armeesportler kamen aus den Reihen des ASV Vorwärts eine große Anzahl Spitzensportler, die nicht nur DDR-Meisterschaften sondern auch zahlreiche Olympiasiege und Weltmeistertitel errangen:
  •     Hans-Georg Aschenbach (Skispringer)
  •     Udo Beyer (Kugelstoßen)
  •     Joachim Dreifke (Rudern)
  •     Jürgen Eschert (Kanute)
  •     Birgit Fischer (Kanu)
  •     Peter Frenkel (Geher)
  •     Henry Maske (Boxen)
  •     Lothar Metz (Ringen)
  •     Meinhard Nehmer (Bobsport)
  •     Wolfgang Hoppe (Bobsport)
14. Die Sicherstellung der Versorgung der Armeeangehörigen durch die Militärhandelsorganisation und Einrichtungen des Regimentklubs
 
Dieser Punkt wird von unserem Kameraden und Redaktionsmitglied Klaus Schörnig gestaltet und baldmöglichst ergänzt (von der MHO bis zum Elferrat).
 
15. Unsere Ehefrauen und die Kampfgruppe „Schütz“
 
Dieser Punkt wird von unserem Kameraden und Redaktionsmitglied Klaus Schörnig gestaltet und baldmöglichst ergänzt.
 
 

 

 

 

 

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