Kaserne
In der Kaserne wurde aus dem verbliebenen Persanlbestand des ehemaligen PR-4 die Ausbildungsbasis-21
(ABas-21) aufgestellt.
Der erste Kommandeur war Oberstleutnant Rainer Menzel. In den Gebäuden und Hallen wurden umfangreiche Einlagerungen an Ausrüstung, Material und Technik vorgenommen. Dazu wurde es notwendig, zusätzliches Gelände von der damaligen Baumschule zu kaufen. Dort sollten 1990 Hallen zur Einlagerung von Technik und Material errichtet werden. Laut den Protokollen des Nationalen Verteidigungsrates war vorgesehe, aus der ABas-21 im Kriegsfall ein Mot.Schützenregiment mit einer Mobilmachungszeit (M-Zeit) von 18 Stunden aufzustellen. Dazu sollten 1989/1990 die entsprechenden Einlagerungen an Technik und Ausrüstung erfolgen.
Die Aufgabe der Ausbildungsbasis -21 wurde in erster Linie den Interessen der Volkswirtschaft untergeordnet und bestand darin, nach einer verkürzten militärischen Ausbildung der Soldaten im Grundwehrdienst unverzüglich in der Volkswirtschaft (Bergbau,Kraftwerke, Chemie, Bauwesen, Transport, Dienstleistungssektor u.a.) einzusetzen. Dazu wurden bedarfsgerechte Einsatzstrukturen gebildet, die am Einsatzort von Unteroffizieren und Offizieren der ABas-21 geführt wurden. Die Volkswirtschaft war jedoch auf den dauerhaften Einsatz, Unterbringung und Versorgung einer solch großen Anzahl von Armeeangehörigen der unterschiedlichen Dienstgradgruppen nicht vorbereitet. Insbesondere die Unterbringung erfolgte in Provisorien, die für eine längere Einsatzdauer unwürdig und nicht
tragbar waren. Diese Situation führte zu Spannungen zwischen unseren Einheiten und den Betrieben des Einsatzortes.
Die ABas-21 erfüllte somit ein Komplex von Aufgaben:
- Erhalt der Bereitschaft als MSR nach der Mobilmachung im Rahmen der 4.MSD Gefechtsaufgaben zu erfüllen;
- Führung und Sicherstellung der Kräfte und Mittel in der Volkswirtschaft (Hauptaufgabe) in ständiger Bereitschaft nach Auslösung einer Stufe der Gefechtsbereitschaft organisiert in die Stammobjekte zu verlegen;
- Durchführung der Gefechtsausbildung mit den Stäben und Spezialisten des Stammpersonals in Gotha;
- Wartung und Pflege der Kampftechnik, Bewaffnung und Ausrüstung des Regimentes;
- Sicherung des Objektes, der Einrichtungen, der Waffen und Munition;
- Betreuung der eingesetzten Kräfte einschließlich ihrer Familien im Standort Gotha.
Problematisch gestaltete sich die Erfüllung der oben stehenden Aufgaben durch die nachstehenden Probleme:
- Verschlechterung der Dienst-, Arbeits- und Lebensbedingungen der Berufskader durch Trennung von der Familie über einen sehr langen Zeitraum (vorgesehen war, ein Kalenderjahr Einsatz in der Produktion, 6 Monate Einsatz in der Stammeinheit).
- Diskrepanz in der Absolvierung der Offiziershochschule über 3 bis 4 Jahre und anschließendem Einsatz als billig bezahlter Brigadeleiter in der Volkswirtschaft.
- Widerspruch in der Verpflichtung der Berufskader 25 Jahre Dienst in der NVA zu leisten und nicht 2 Drittel der Dienstzeit in der Volkswirtschaft absolvieren zu müssen.
- Verschlechterung der Entwicklungsmöglichkeiten der Berufskader in der ABas-21 gegenüber den Kameraden in den Linieneinheiten.
- Zunehmende Sorge und Zweifel über die Richtigkeit der einseitigen Abrüstungsmaßnahmen durch mangelhafte Reaktion der NATO-Staaten.
- Erste Zweifel und Sorge über die Erfüllbarkeit der militärischen Aufgaben der NVA im Verteidigungsfall unter dem Aspekt der einseitigen Abrüstungsmaßnahmen.
- Verurteilung der von der KPdSU angestrebten Perestroika bei gleichzeitiger freiwilliger Aufgabe hart und entbehrungsreich erkämpfter Positionen der Friedenssicherung.
Ähnliche Probleme traten im gesamten Unteroffizierskorps auf. Hier wurde die Situation noch dadurch verschärft, dass ein direkter Widerspruch zwischen ihrer 3 jährigen Verpflichtung (mit Delegierung durch den Betrieb) und anschließendem Einsatz im Betrieb für weniger Lohn und Urlaub bei gleichzeitigem Entzug der Heimschläfererlaubnis vorgenommen wurde.
Bei den Soldaten im Grundwehrdienst trat das Problem auf, dass sie möglichst Heimatnah und berufsbezogen eingesetzt werden wollten.
Geradezu absurd erschien unter diesen schwierigen Bedingungen die Forderung unserer Vorgesetzten nach Einhaltung der 85 % – Klausel der ständigen Gefechtsbereitschaft. Sie war unter den oben geschilderten Bedingungen des Einsatzes unserer Genossen in der Volkswirtschaft nicht erforderlich und nicht durchführbar.
Mit der Auflösung des PR-4 und der Bildung der ABas-21 trat ein Führungsvakuum auf. Offensichtlich war der MB-III unzureichend auf die Führung der ABas-21 vorbereitet. Folglich lag die Hauptlast der Verantwortung auf dem Kommandeur und seinem Stab.
Quelle: vgl. „Zuverlässig geschützt – Zwischen Ostsee, Harz und Oder: Zur Geschichte des Militärbezirkes V“, Autoren:
Horst Sylla, Horst Ulrich, Günter Starke; Seite 379 – 380
5. Die Zeit nach der Wende
Im Rahmen der Wiedervereinigung wurde die ABas-21 aufgelöst und abgewickelt. Das Armeelazarett des Militärbezirkes III wurde zu einem Facharztzentrum mit 6 Fachrichtungen umstrukturiert:
- Innere Medizin,
- Chirurgie,
- Dermatologie,
- Orthopädie,
- HNO,
- Ophtalomologie (Augen).
Diese Einrichtung war dem Armeekrankenhaus Leipzig unterstellt. Damit endete die Zeit des Armeelazarettes in Gotha.
Die Kommandeure des Armeelazarettes waren:
Luftwaffenlazarett
1935 – 1936 Stabsarzt d. R. Dr. Joseph Schulz
&n
bsp; 1936 – 1938 Stabsarzt Dr. Friedrich Schmidt
1938 – 1939 Oberstabsarzt Dr. Heinrich Potthoff
1939 – 1940 Oberstabsarzt Dr. Bayer
1940 – 1943 Oberstabsarzt Dr. Roderich Bleibtreu
1943 – 1944 Oberstabsarzt d. R. Dr. Schumann
1944 – 1945 Oberstabsarzt Dr. Heinrich Potthoff
Divisions-Med-Punkt und Sanitätsbataillon
1956 – 1963 Oberstleutnant Dr. Johannes Baron
1963 – 1964 Hauptmann Alexander Dietz
1964 Major Dr. Enno Günther
Lazarett Gotha
1964 – 1979 Oberst Dr. Joseph Plomer
1979 – 1990 Oberst OMR Dr. Hans-Herbert Dorok
Fachärztliche Untersuchungsstellen
1990 – 1991 Oberstarzt Dr. Arno Rosslau
1990 – 1991 Oberfeldarzt Dr. Hartmut Okon
1990 – 1993 Flottillenarzt Dr. Edmund Thomäser
Facharztzentrum Gotha
1994 – 2004 Flottillenarzt Dr. Edmund Thomäser
2004 Oberfeldarzt Dr. Klaus-Volker Miethlau
7.&nbs
p; Die Leos und Luchse
Anfang März 1991 begann ein Aufstellungsstab die Voraussetzungen zu schaffen, dass im Objekt des ehemaligen PR-4 ein Panzeraufklärungsbataillon (PAKLB) einziehen konnte. Am 01.10.1991 wurde das im Rahmen der Heeresstrukturreform völlig neu geschaffene PAKLB-70 in Gotha stationiert. Der erste Bataillonskommandeur war Major Max-Georg Freiherr von Korff.
|
Spähwagen Luchs |
Quelle: http://www.panzerbaer.de/types/pix/bw_spaehpz_2_luchs_1993-001i.jpg |
- 700 Mann Personal
- 27 Panzer Leopard II
- 66 Spähpanzer Luchs
- 9 Radarfahrzeuge
- 70 Zivilbeschäftigte
|
Gesamtüberblick von der Ohrdrufer Straße, Zustand 10/1995 |
Quelle: Militärbauten in Thüringen, Arbeitsheft des Thüringischen für Denkmalpflege 1/1998, S. 205 |
Anfang 2011 entschließt sich der Verteidigungsminister die Wehrpflicht auszusetzen und die Bundeswehr umzustruktuieren.
Freiwilligenarmee soll jeder Standort auf den Prüfstand. Nach Worten des Verteidigungsministers Karl – Theodor zu Guttenberg sollen 40 Kasernen geschlossen und weitere 39 Kasernen in Frage gestellt werden.
In der Zeitschrift „Die hallos-thüringen“ vom 22.01.2011 Ausgabe Nr.:3 heißt es dazu:
Die „Thüringer Allgemeine“ berichtet am 21.01.2011 über das gleiche Thema:
Im Amtsblatt des Landkreises Gotha wurde am 10.02.2011 der nachstehende Artikel veröffentlicht:
Man darf gespannt sein, ob all diese Bemühungen von Erfolg gekrönt sein werden.
Damit endet vorerst die Aufzeichnung der Geschichte der Kaserne.