6. Fahrübung

Als Fachoffizier für Panzerfahrausbildung zur Kontrolle in der 4.MSD

 

1983 erhielt ich den Befehl als Mitglied einer Kontrollgruppe die Panzerfahrausbildung im Panzerregiment – 4 zu kontrollieren. Schwerpunkt der Kontrolle war die Durchführung der 6. Fahrübung. Die Bedeutung der Kontrolle war sehr groß. Sie war vom MB oder sogar vom Kdo-LaSK  angesetzt. Ich war damals im Lehrstuhl für Panzerfahrausbildung eingesetzt und es war nicht uninteressant, wie der von uns vermittelte Ausbildungsstoff durch die an der Schule ausgebildeten Offiziere umgesetzt wurde.

Nach Anreise mit einen Bus Robur von Erfurt wurden wir nach Begrüßung durch den K-PR der Führung des Regimentes vorgestellt.

Panzerfahrschulstrecke MSR-23 Bad Salzungen

Zur Erfüllung meiner Kontrollaufgabe stand mir ein UAZ zur Verfügung. Auf der Fahrschulstrecke, auf dem TÜP „Töpfleben“, standen die Panzer bereits an der Ablauflinie. Schon die Fahrt zur Ablauflinie zeigte mir, wie schwierig die Bodenverhältnisse waren. Der Ausbildungsplatz war kurze Zeit vorher Ackerland gewesen und der fallende Regen hatte an der Bodenbeschaffenheit seinen Anteil. Nach Meldung des KC erfolgte durch mich die Begrüßung der Kompanie. Auf meine Grußworte erfolgte eine nicht sehr enthusiastische Antwort. Irgendwie konnte ich es verstehen, Schlamm vom Turm bis zur Kette. Jeder Schritt vom Platz der Meldung war ein Durchwaten des Schlammes. Als Vertreter des Divisionsstabes (Panzerdienst) war OSL Hanfler anwesend, der sozusagen die Interessen der Truppe gegenüber dem Kontrollorgan vertrat.

Die PFA begann, der KC führte die Ausbildung durch. Für mich gab es als Kontrollierenden nichts Weiteres zu tun, als den Ablauf zu bewerten, die Zeitmessung zu kontrollieren und die Panzer auf der Strecke zu beobachten,
um die richtige Übe
rwindung der Hindernisse zu bewerten. Nun ist die FÜ 6, neben der UF, wohl mit die schwierigste. Alle auf dem Gefechtsfeld real vorhandenen Hindernisse, vom Steilhang über den Panzergraben bis zur Spurbrücke, sind Elemente der Fahrübung und müssen fehlerlos überwunden werden. Dazu kommt, dass konkrete Durchschnittsgeschwindigkeiten zum Erreichen der Erfüllung der Wertung notwendig sind. Es gibt also zwei Noten. Die erste setzt sich aus der Bewertung der einzelnen Hindernisse und die zweite aus der ermittelten Durchschnittgeschwindigkeit zusammen.

Nachdem etwa zwei Drittel der zu Überprüfenden  die Strecke gefahren waren, zeichnete sich ein Desaster ab. Selbst bei allen möglichen Zuschlägen, welche die DV zuließ, würde die Bewertung der Fahrgeschwindigkeit die Note „FÜNF“ ergeben. Irgendwie fühlte ich mich nicht wohl in meiner Haut und wandte mich an den KC mit dem Befehl, mir einen Panzer (aber keine Schabracke – Panzer mit extrem hoher Laufleistung) zur Verfügung zu stellen. Ich wollte die Strecke selbst fahren und meine Zeit sollte die Grundlage für die Zeitnahme bilden.

So wurde es gemacht, ich setzte mich in den vorgesehenen T-55 und los ging’s. Ich befuhr genau, wie vorgesehen, die Hindernisse, lies aber die Spurbrücke aus. An der Haltelinie wurde die Zeit genommen und ich konnte, auf den Turm zurückgekehrt, feststellen, dass ich die zweitbeste Zeit gefahren war. Nun hatten wir eine Grundlage und das große Rechnen begann.

Da ich die Panzerfahrqualifizierung I trug, nahm OSL Hanfler dieses zur Grundlage  der Bewertung der Geschwindigkeit. Es ergab sich, dass die Kompanie mit der Note „GUT“ abgeschlossen hatte. Ich war sehr zufrieden und auch der Vertreter des Divisionsstabes hat sich gefreut, war doch die Einschätzung real geblieben.

Am meisten habe ich mich aber gefreut, als ich mich von der Kompanie verabschiedete und auf mein „ Auf Wiedersehen, Genossen!“ ein geradezu gebrülltes “Auf Wiedersehen, Genosse Major!“ erscholl. Da merkte ich, dass ich richtig gehandelt hatte.

Die zweite freudige Überraschung erfuhr ich, als ich in der Kaserne den StKTB traf, der wissen wollte, wie es denn gelaufen war und ich in ihn einen ehemaligen Offiziersschüler erkannte, der mit mir zusammen an der Offz.-Schule gedient hatte. Mit Uwe Voigt habe ich mein Studium in Großenhain begonnen und in Löbau fortgesetzt.

                                                                                                        2010 OSL a.D. Rolf Andree

 

Passend zum Erlebnisbericht hat uns OSL a.D. Bernd Sandhöfer einige Bilder von der 6.Fahrübung zur Verfügung gestellt. Dafür möchten wir an dieser Stelle Dank sagen.

Ausfahrt Panzergraben

Die Sicherstellung

Der Leitende der 6.FÜ

Im Sperrabschnitt

Auf der Spurbrücke

Der StKTB der 12.PK Oltn Bernd Sandhöfer