Unsere Aufklärungskompanie

Beitrag von Oberst a.D. Helmut Friedrich

Aufklärungskompanie:    Juni 1968 bis April 1974

Ab Juni 1968 absolvierte ich mein 4-monatiges Praktikum in der Aufklärungskompanie und wurde danach dort als StKTA eingesetzt.

Struktur / personelle Besetzung / Technik ab Herbst 1968:

Personal 5 Offiziere, 10 Unteroffiziere, 26 Soldaten
Kompaniechef Oltn. Otto
Hauptfeldwebel Stfw. Recklin
Zugführer 1. Zug (SPW) Ultn. Wandt
Zugführer 2. Zug (SPW)  Ltn. Stöckner
Zugführer 3. Zug (Pz.) Ultn. Kalipke
Technik
1 SPW 40 P2 Kompaniechef
je 3 SPW 40 P2 1. und 2. Zug
3 Schwimmpanzer PT 76 3. Zug
2 LKW URAL Hfw
1 3- to Hänger Hfw
1 Krad StKTA
Personelle Veränderungen
Kompaniechef Ltn. Wandt
Ltn. Voigt
Zugführer (SPW) Ltn. Kremer
Ltn. König
Zugführer (Pz) Ltn. Schimanski
Hauptfeldwebel Oberfähnrich Zimmermann

Wenn man sich die Zusammensetzung der Aufklärungskompanie ansieht, könnte man glauben, dass es uns sehr gut ging, zumal wir beim Personal noch gewisse Auswahl hatten und immer zu 100 % aufgefüllt wurden. Dagegen standen natürlich die speziellen Aufgaben, die unserer Kompanie im Rahmen des Regiments inne hatte. Damit wir diesen gerecht werden, mussten wir auch die entsprechende Ausbildung über uns ergehen lassen. Besondere Höhepunkte dabei waren die Sommer- und Winterlager aller Aufklärungseinheiten der Division, die meines Wissens nach leider nur bis 1973/74 durchgeführt wurden.

Körperliche Fitness, hohe Belastbarkeit, selbstständiges Handeln, Vielseitigkeit, topografische Orientierung, Kenntnisse über den eventuellen Gegner, um nur einige Kriterien zu nennen, waren Anforderungen, die an jeden Angehörigen unserer Kompanie gestellt wurden. Nie vergessen werde ich, wie wir auf Skiern, getarnt mit Schneehemden, im Thüringer Wald zu den verschiedensten Ausbildungsmaßnahmen unterwegs waren. Wer nicht Ski laufen konnte, musste es lernen, denn zu Fuß wäre man nicht vorwärts gekommen.

Höhepunkt der Ausbildung in den o.g. Feldlagern war der Einsatz von Aufklärungsgruppen /-trupps verschiedener Aufklärungseinheiten gegeneinander. Besonders bei Überfall, Hinterhalt und Gefangennahme / Verhör ging es dabei richtig zur Sache und die Leitenden der Übungen mussten des Öfteren einschreiten, um Schlimmeres zu verhindern.

Auf dem Gebiet der technischen Sicherstellung musste ich viel dazu lernen, denn an der Offiziersschule hatten wir nur allgemeine Grundsätze – ausgerichtet auf Panzereinheiten – gelehrt bekommen. Am meisten hatte ich zu Beginn mit dem Fahrerbestand der Kompanie zu tun. Die Schwimmpanzerfahrer waren Unteroffiziere, die nach ½ Jahr Ausbildung an einer Unteroffiziersschule dann 2 ½ Jahre bei uns in der Kompanie waren. Die SPW- und Militärkraftfahrer wurden im Regiment ausgebildet, dabei die MKF zentral und die SPW-Fahrer in meiner Verantwortlichkeit. Da die SPW-Fahrer als Vorraussetzung nur die Fahrerlaubnisklasse III haben mussten, suchte ich mir bei den Einberufungen (so weit vorhanden) Landwirtschaftsmaschinen- und Traktorenschlosser aus. Sie hatten die Fahrerlaubnis für Traktor, konnten in unwegsamen Gelände fahren und hatten in der Regel ausreichende Kenntnisse, um sich bei kleineren Defekten und Regulierungsarbeiten selbst zu helfen. Die schlechtesten Erfahrung hatte ich mit Abiturienten gemacht. Sie hatten keinerlei praktische Erfahrungen, aber immer schlaue Sprüche. Schnell hatte ich mitbekommen, dass von Seiten des Regiments bei Übungen kaum oder keine Unterstützung zu erwarten war. Als Schlussfolgerung daraus hatten wir unsere Truppenvorräte auf unseren LKWs verladen, diese auf Grundlage gemachter Erfahrungen aufgestockt und für die zu bildenden Aufklärungstrupps kleine Wartungs- und Instandsetzungssätze in Bereitschaft gehalten.

Bei der Ausbildung der SPW-Fahrer mussten wir das vorgegebene Programm ändern bzw. erweitern. Kolonnenfahrt unter den schwierigsten Bedingungen im Thüringer Wald war dabei ein Schwerpunkt sowie das Üben der verschiedensten Methoden der gegenseitigen und Selbstbergung. Auf Grund der zusätzlichen Aufgaben im Rahmen der Heran- und Weiterbildung der SPW – Fahrer, die ich ab 1972 mit personeller Unterstützung von Ausbildern für das gesamte Regiment durchführen durfte, war ich von Anfang an darauf angewiesen, selbstständig zu arbeiten.

Diese Aufgaben haben mir sehr viel Spaß gemacht  und im Inneren war ich froh, dass mir niemand reinredete. Besonderer Höhepunkt war im Sommerhalbjahr die Wasserfahrausbildung, die wir mit dem PR-4 immer auf dem Stausee im Ohrdrufer Gelände und danach mit allen Aufklärungseinheiten auf fließendem Gewässer in Kreinitz auf der Elbe durchführten. Großen Schwerpunkt haben wir immer auf die Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen gelegt und auch in Kauf nehmen müssen, wenn ein Fahrer nicht gleich beim 1. Mal die Traute hatte, mit dem SPW aufs Wasser zu fahren (Nichtschwimmer gab es auch ab und und zu). In der gesamten Zeit hatten wir bei unseren Ausbildungsmaßnahmen „keine besonderen Vorkommnisse“, d.h. keinerlei Personenschäden, Unfälle oder Havarien.

Während meiner Tätigkeit als StKTA im MSR-24 in Erfurt auf dem Steiger konnte ich meine Erfahrungen, die ich bei der Heran- und Weiterbildung gemacht hatte, sehr gut gebrauchen. Wir mussten dort als ein Novum im III. MSB SPW-Fahrer für die gesamte Division zentral ausbilden. Die Fahrer waren im I. DHJ Mot-Schützen und Fahrschüler, Ende des Ausbildungsjahres wurden sie dann versetzt und wurden SPW-Fahrer in den verschiedensten Einheiten der Division.

VTNP im Park der AklK

Im Hintergrund v.l. Major Bergmann, OOPz-D, Ltn. Friedrich, StKTA AKlK, Ltn. Voigt, Kp.-Ch. AklK

Einen breiten Raum nahm die Wartung der Technik in Anspruch. Besonders Ende des Ausbildungshalbjahres gab es einen ca. 10- Tages-Zyklus der Vorbereitung der Technik auf die neue (nächste) Nutzungsperiode. Danach erfolgten die von allen gefürchteten Technikkontrollen der verschiedensten Ebenen (Regiment, Division etc.). Wer da nicht gut abschnitt, hatte schlechte Karten – Nacharbeit und Nachkontrollen. Wir hatten die gesamten Jahre immer Glück und konnten somit die Restzeit der sogenannten Übergangsmonate für die Vorbereitung des nächsten Ausbildungshalbjahres nutzen. Schwerpunkt dabei war die Ausbildung der Unteroffiziere und Offiziere. In der technischen Ausbildung stand u.a. das Fahren mit Navigationsgerät auf dem Programm. Das Navigationsgerät gab uns zwar keine Ansage zur Fahrstrecke, wie das mit heutiger Technik erfolgt, aber wir hatten die Möglichkeit, die Fahrstrecke auf einem ca. DIN A4 großen Display zu verfolgen, somit zu prüfen, ob die Fahrstrecke eingehalten wurde bzw. man konnte beim Abweichen von der Strecke sofort reagieren. Nachts und im unbekannten Gelände war das von enormen Vorteil.

Weiter stand das Fahren der eigenen Technik auf dem Programm. Jeder Kommandant sollte die Fahrerlaubnis für den entsprechenden Fahrzeugtyp haben. Damit wurde angestrebt, dass die Fähigkeiten beim Führen / Einsatz des Fahrzeuges und die gegenseitige Ersetzbarkeit erhöht werden. Wenn Fahrer im Urlaub waren, nahmen Offiziere und Unteroffiziere  in der Gefechtseinteilung deren Plätze ein, um bei eventuellen Alarmierungen die Fahrzeuge bewegen zu können. Auf Grund von Entlassungen / Versetzungen war das ein immer wieder kehrender Prozess.

Schwimmpanzer PT-76 B fotografiert im Panzermuseum Munster

Schützenpanzerwagen SPW 40 P2, Foto aus dem panzer-technischen Ausbildungszentrum MSR-24 (Erfurt)

Beide Gefechtsfahrzeuge waren aus sowjetischer Produktion, einfach in der Handhabung, wartungsfreundlich, wenig instandsetzungsanfällig und sehr leistungsstark. Auf der Strasse, im Gelände und auf dem Wasser waren diese Fahrzeuge einfach super. Bei den zu erreichenden Geschwindigkeiten musste aber manchmal Einhalt geboten werden, dass die Fahrzeuge nicht ausgefahren wurden:

  • PT-76 B – 6-Zylinder Reihenmotor (240 PS) mit max. Geschwindigkeit von 44 Km/h und mehr
  • SPW 40 P2 – 8-Zylinder V-Motor (140 PS) mit max. Geschwindigkeit von 100 Km/h !!!

Die Arbeit hat mir in der Aufklärungskompanie immer Spaß gemacht. Im Frühjahr 1974 wurde ich in das I.PB versetzt und nahm dort die Dienststellung StKTA des Bataillons ein.

Neubrandenburg, im Juni 2011