Berge-/Pionierpanzer T-55T
Die Panzerzugmaschine T-55T
der NVA
Autor: J. Engert, Langenleuba-Niederhain
Panzerzugmaschine des Panzerregiments 4 "August Bebel" in Gotha
Quelle: Armeerundschau
|
Die Panzerzugmaschine T-55T war mit 250 eingeführten Fahrzeugen das am stärksten vertretene Bergefahrzeug der ehemaligen NVA. Seine Vorgänger beruhten auf den jeweils verfügbaren Kampfpanzern der jeweiligen Zeit, so dem T-34 und den T-54. In der Anfangszeit herrschte sogar noch Mangel an geeigneten Bergepanzern, so das man sich entschloss, nicht mehr benötigte Panzer T-34/76 zu Bergpanzern umzubauen, dieser Prozess begann relativ spät im Jahr 1959 und zog sich bis Mitte der 60er Jahre hin. Ebenfalls wurde die wenigen SFL vom Typ SU-85 und SU-100 zu Bergepanzern umgebaut mit zum Teil unterschiedlicher Auslegung und Ausstattung. Es lässt sich im Nachhinein kein einheitlicher Standard dafür festlegen. Letztendlich hatte man aber 203 Bergefahrzeuge umgebaut, die immerhin bis Anfang der 70-er Jahre noch ihren Dienst in den Truppenteilen versahen.
In der Zwischenzeit wurden 1964 sechs sowjetische Panzerzugmaschinen vom Typ BTS eingeführt, die wiederum als Vorbild für eine eigene Entwicklung auf T-54-Basis diente. Auch diese Fahrzeuge führten wie die T-34 Bergepanzer zum Teil den sogenannten Bergesatz mit sich, der aus mehren zusätzlichen Seilen unterschiedlicher Länge und einer Seilwinde mit Elektromotorantrieb bestand. Hier gab es allerdings nur insgesamt 20 Fahrzeuge, die in der DDR gebaut wurden, da schon ab 1967 ein neues Fahrzeug zur Verfügung stand, nämlich die in der CSSR gebaute Panzerzugmaschine T-55T, welche nun endlich auf den seit zwei Jahren importierten neuen Standardpanzer T-55 beruhte.
Beginnend mit zwei Fahrzeugen im Jahr 1967 wurden bis 1982 insgesamt wie oben schon erwähnt 250 Bergepanzer VT-55A, so die tschechische Originalbezeichnung, der Panzerwerkstatt 2 in Großenhain zugeführt und auf DDR-Standard umgerüstet. Dazu zählten hauptsächlich die Bugsiereinrichtungen am Bug, das große Ausstiegsrohr für die UF und ein Behälter für vier Feuerlöscher auf der hinteren EWZ-Kiste.
Mit dieser Panzerzugmaschine stand den Instandsetzungseinheiten der Regimenter ein leistungsfähiges Fahrzeug zur Verfügung. Selbstverständlich wurden im Zuge der Modernisierung der T-55 Kampfpanzer auch die Panzerzugmaschinen mit neuen GMG-Gleisketten ausgerüstet. Eine nochmalige Modernisierung fand ab 1978 statt, die Fahrzeuge bekamen eine stärkere Zugkraft der Hauptseilwinde (nunmehr 30Mp) und die Hubleistung des hydraulischen Kranes wurde auf 2 t erhöht. Die Bergepanzer standen bis zum Ende der NVA 1990 im Dienst und wurden danach der Verschrottung zugeführt, ein Exemplar ist allerdings im Panzermuseum der Bundeswehr in Munster erhalten geblieben.
T-55T im Freigelände des Panzermuseum Münster im Jahr 2003
Ansichten der Panzerzugmaschine:
Rechte Seitenansicht der Panzerzugmaschine T-55T
Front- und Heckansicht der Panzerzugmaschine T-55T
Linke Seitenansicht der Panzerzugmaschine T-55T
Beschreibung
1. Bestimmung
Die Panzerzugmaschine T-55T dient zum Bergen festgefahrener und beschädigter Panzertechnik sowie zur Unterstützung der Instandsetzung von Panzertechnik unter feldmäßigen Bedingungen. Sie ist auf der Basis des mittleren Panzers aufgebaut und ist bei folgenden Anlagen und Baugruppen identisch: Wanne, Motor und Anlagen, Kraftübertragung, Laufwerk, hydraulische Lenkhilfe, elektrische Anlage, Funkausrüstung, Beobachtungsgeräte, Kernwaffenschutz- Feuerlösch- und Nebelanlage sowie der UF-Ausrüstung. Die Ausbildung am panzertechnischen Teil der Panzerzugmaschine hat gemäß der A 051/1/110 Mittlere Panzer T-55, T-55A und T-55A(P), Nutzung, sowie der A 051/1/116 Mittlere Panzer T-55, T-55A und T-55A(P) (außer Turm, Panzerbewaffnung und Panzerspezialausrüstung), Beschreibung, zu erfolgen.
Entsprechend ihrer Spezialausrüstung kann die Panzerzugmaschine eingesetzt werden:
– zum Herausziehen von Panzertechnik bei leichten und mittleren Festfahren und aus Wasserhindernissen durch direkten Zug oder durch Zug mit der Hauptseilwinde,
– zum Abschleppen beschädigter Panzertechnik auf Straßen und im Gelände mit Abschleppseilen oder mit der Abschleppvorrichtung,
– zum Bugsieren beschädigter Panzertechnik beim Verladen mit Hilfe der Bugsiervorrichtung,
– zum heben von Lasten (Baugruppen der Panzertechnik) bis zu einer Masse von 1,5 t mit Hilfe des hydraulischen Krans,
–
zum Transportieren von Ersatzteilen und anderem panzertechnischem Gerät bis zu einer Masse von 3 t im Transportkasten,
zum Transportieren von Ersatzteilen und anderem panzertechnischem Gerät bis zu einer Masse von 3 t im Transportkasten,
– zu Schweiß- und Brennschneidearbeiten sowie Montagearbeiten an Panzertechnik mit Hilfe der entsprechenden Spezialausrüstung,
– zum Führen der technischen Beobachtung auf dem Gefechtsfeld.
Zum Fahren und Bedienen der Panzerzugmaschine ist die Panzerfahrerlaubnis erforderlich.
Darstellung der Panzerzugmaschine aus einer Dienstvorschrift der NVA
Um die oben genannten Aufgaben erfüllen zu können, ist die Panzerzugmaschine T-55T mit folgender Spezialausrüstung ausgestattet:
- einer Hauptseilwinde mit einer Zugkraft von 25 Mp (wurde ab 1978 auf 30 Mp erhöht) mit einer Seillänge von 200 m,
- zwei Seilrollenblöcke zur Übersetzung der Zugkraft der Hauptseilwinde auf das 2 bis 3fache,
- eine Seilreinigungsvorrichtung für das Seil der Hauptseilwinde,
- eine Hilfsseilwinde mit einer Zugkraft von 0,8 Mp und einer Seillänge von 400 m zum Heranführen des Seils der Hauptseilwinde an die zu bergende Panzertechnik,
- ein Rammsporn am Heck des Fahrzeuges zum Verankern der Panzerzugmaschine beim Zug mit der Hauptseilwinde,
- einen Kran mit hydraulischen Antrieb mit einer Tragkraft von 1,5 Mp (wurde 1978 auf 2,0 Mp erhöht),
- einer (in Marschlage zerlegt) Abschleppvorrichtung zum Abschleppen von Kettenpanzertechnik mit beschädigter Lenkung,
- eine Bugsiervorrichtung am Wannenbug,
- ein Transportkasten,
- eine Gas-Schweiß-Ausrüstung,
- spezielle Werkzeuge und Vorrichtungen für Montagearbeiten an Panzertechnik.
2. Konstruktive Änderungen am Basisfahrzeug:
Allgemeines
Die Wanne der Panzerzugmaschine ist eingeteilt in den Fahrer- und Kommandantenraum, in Ihm befinden sich Teile der Kraftstoffanlage (inneren Behältergruppen), die Bedienungselemente der Panzerzugmaschine, die Bedienungselemente für die Haupt- und Hilfsseilwinde, Teile der Vorwärmanlage und ein weiterer Platz für den Panzerschlosser.
Im Seilwindenraum sind die Hauptseilwinde, die Hilfsseilwinde, die Kupplung und Bremse der Hauptseilwinde sowie das Betätigungsgestänge und das Getriebe der Hauptseilwinde untergebracht. Über dem Seilwindenraum an der abnehmbaren Abdeckung über der Hauptseilwinde befinden sich die selbsttätige Ausschaltvorrichtung der Hauptseilwinde, die Seilumlenkrolle mit Exzenter und die Austrittsöffnung des Seils der Hauptseilwinde.
Der Motor- und Kraftübertragungsraum unterscheidet sich im wesentlichen nicht von dem des mittleren Panzers T-55A.
An der Panzerwanne wurden einige konstruktive Veränderungen vorgenommen. Die Verbreiterungen der Panzerwanne für den Turmdrehkranz entfielen. Der Kommandanten- und Fahrerraum wurde um 30 cm höher gezogen, auf der schrägen Deckenpanzerung befinden sich links die veränderte Fahrerluke und rechts daneben auf einem kleinen Turm die drehbar gelagerte Kommandantenkuppel mit dem Beobachtungsgerät TPKU-2B oder dem Nachtsichtgerät TKN-1. Sie konnte beim Einsatz des großen Ausstiegsrohres für die UF abgeschraubt werden. Die Fahrerluke war im Gegensatz zum Kampfpanzer seitlich an einem Scharnier angeschlagen und wurde nach oben aufgeklappt und in fast senkrechter Position arretiert, die Fahrerluke des T-55A wurde im Gegensatz dazu mittels eines Hebel horizontal angehoben und zur Seite geschwenkt. Bei der Panzerzugmaschine konnte die Fahrerluke auch von außen mittels dem Lukenschlüssel geöffnet werden. Unmittelbar hinter der Kommandantenkuppel befand sich der Batterieraum mit vier Bleistarterbatterien, im linken Teil des erhöhten Aufbaues hinter der Fahrerluke hatte die Hilfsseilwinde ihren Platz. Hinter der Fahrerluke wurde auf einem Gestell der Suchscheinwerfer und die Rundumleuchte installiert.
Auch das Heck der Panzerzugmaschine wurde geändert, um die Abschleppkupplung einzubauen. Sie befand sich an der Unterkante der Heckpanzerung zwischen den beiden normalen Abschlepphaken. Zwischen den Abschlepphaken und den Gehäusen der Seitenvorgelege hatten die Aufnahmen für den Rammsporn ihren Platz. Auf dem Rammsporn am Heck des Fahrzeuges sind zwei Rollreifenfässer für Dieselkraftstoff mit Spannbändern befestigt.
Auf der oberen Bugpanzerung wurde die Bugsiereinrichtung untergebracht. Die zur Spezialausrüstung gehörenden Schäkel wurden ebenfalls auf der rechten Seite der schrägen Bugpanzerung vor der Kommandantenluke platziert. Das Schwallbrett wurde nur auf der linken Seite neben der Bugsiereinrichtung angebaut.
Ansichten der Panzerwanne
Weitere Innenansichten der Panzerzugmaschine, alle Bilder aus der DV "A 051/1/112"
1 2